Extrem-Radler und DRAHTESEL-Autor Michael Strasser will heuer im Juli seine Tour „Ice2Ice“ von Alaska nach Patagonien starten: Also Amerika komplett von Norden nach Süden durchqueren. Hier erzählt er von seinen Vorbereitungen.

Ziemlich bald nach meinem Weltrekord-Abenteuer „Cairo2Cape“ – als ich in 35 Tagen knapp 11.000 Kilometer und 75.000 Höhenmeter mit dem Fahrrad abspulte – keimte in mir eine neue Idee. Ein Projekt, das wir später „Ice2Ice“ tauften: Einmal vom nördlichsten Punkt der USA bis ganz in den Süden Amerikas nach Patagonien. Es ist die längste fahrbare Strecke auf der Welt.

Bisheriger Rekord: 99 Tage

Mein Ziel ist es, den Rekord des Briten Dean Stott zu brechen, der diese Strecke in 99 Tagen bewältigt hat. Gestartet wird in Prudhoe Bay, Alaska, mit einem vierköpfigen Betreuungs-Team, darunter Kameramann Chris Wisser, der bereits in Afrika dabei war, meine Freundin und seelische Stütze Kerstin Quirchmayr, meine Physiotherapeutin Viola Minixhofer und Viktoria Klammerth. In der ersten Woche ist auch meine langjährige Physiotherapeutin Angelika Hümer-Toff dabei. Seit Afrika weiß ich, dass mir gerade die Strapazen zu Beginn alles abverlangen. Damals schrammte ich aufgrund von gesundheitlichen Problemen knapp am Aufgeben vorbei.

Planen der Abläufe

Während „Ice2Ice“ werden mich zwei Tour-Autos – ein Camper und ein Pkw – begleiten. Das größere Team bedeutet auch, dass wir die Abläufe besser planen müssen: Duschen, WC-Pausen, An- und Umziehen, Schlafen, Aufwachen und natürlich die Ernährung müssen optimal abgestimmt sein. Keine Minute darf verloren gehen.

Gerade beim Time-Management haben wir viel aus dem Afrika-Abenteuer gelernt. Ich weiß heute, dass ich mehr Netto-Zeit für das Radfahren brauche und dass meine Schlafzeiten (vier bis fünf Stunden pro Nacht) für eine optimale Erholung eingehalten werden müssen. 23.000 Kilometer in knapp 100 Tagen klingen vielleicht noch irgendwie bewältigbar. Der Knackpunkt liegt in den 185.000 Höhenmetern – die 130-fache Erklimmung des Großglockners. Es ist genau diese Zahl, die viele in meinem Umkreis sagen lässt: „Das schafft er nicht.“ Für mich gibt es nichts Motivierenderes als diese Aussage!

Diese Motivation brauche ich auch für meine Trainingsvorbereitung. Ich fahre dazu längere und kürzere Distanzen im Raum Wien, Niederösterreich oder rund um den Neusiedler See. Dazu gibt es drei- bis viermal pro Woche Krafttraining: in hundert Tagen geht viel Muskelmasse verloren. Da müssen Reserven her.

15.000 Kalorien pro Tag

Krafttraining ist Teil der Vorbereitung auf “Ice2Ice”. Fotos: Lupi Spuma

Was wir optimieren wollen: das Essen. War der Speiseplan in Afrika geprägt von Reis oder Nudeln mit Ketchup, wollen wir während „Ice2Ice“ auf ausreichend Vitaminzufuhr achten. Meine Ernährung wird vorwiegend aus selbstgekochten Speisen bestehen. Nur kommen diesmal auch Obst, Gemüse und ausreichend Kohlenhydrate auf den Tisch. Für die schnelle Energiezufuhr setze ich wieder auf zuckerhaltige Getränke und Müsliriegel. 15.000 Kalorien pro Tag muss ich zu mir nehmen.

Ich freue mich schon sehr auf den Start. Verfolgt meine Reise live auf meiner Homepage. Und: Wünscht mir Glück!