Wer mit dem Rennradfahren beginnen will, sollte vor allen Dingen ein Rad fahren, das passt. DRAHTESEL-Autorin Magda Jöchler hat sich in der Veletage vermessen lassen.

Ich kippe gerade auf ein neues Hobby rein: das Rennradfahren. Und wie das bei Über-30-Jährigen mit Neuanfängen so ist, möchte ich nichts dem Zufall überlassen. Deshalb setze ich mich in der edlen Veletage auf das Fitting-Bike – dabei handelt es sich um eine Art Ergometer, an dem so gut wie jeder Winkel mittels Stellschrauben Millimeter-genau verändert werden kann – und lasse mich von den Zehen- bis in die Fingerspitzen vermessen. Komfort, sagt mir der hauseigene „Fitter“ Josh gleich als erstes, entscheidet im Rennradsport über dranbleiben oder aufhören.

1. Los geht es mit der richtigen Sattelhöhe und Fußhaltung. Eine falsche Position kann Hüft-, Knie- oder Rückenprobleme verursachen. Mit einem Pendel misst Josh deshalb, ob mein Knie im richtigen Winkel zum Fuß sitzt. Die Sattelstütze schraubt Josh solange nach oben und unten bis er zufrieden ist.

2. Jetzt geht es an den Lenker. Hier bemerkt er gleich meine falsche Armhaltung: Die Ellbogen sollten nicht nach innen gedreht und keinesfalls überstreckt sein. Gar nicht gut ist auch ein Katzenbuckel: Dadurch verengt sich der Brustkorb, das Atmen fällt schwerer und weniger Luft bedeutet weniger Leistung. Josh schraubt so lange am Fitting Bike herum bis er die richtige Rahmenlänge und -höhe hat.

3. Mit dem Satteldruckmessgerät analysiert Josh als nächstes die Achillesferse der Rennradfahrenden: den Hintern. Dafür lässt er mich in allen drei Positionen radeln: Hände am Oberlenker, an den Schalthebeln bzw. im Untergriff. Der Sattel des Fitting Bikes ist mit Sensoren ausgestattet. Nach einer Stunde hat er am Monitor einen ziemlich genauen Einblick in die Belastung des Sattels. Rote Punkte weisen ihn auf mögliche Druckstellen hin. Die lassen sich mit mit dem richtigen Sattel vermeiden. Weil sich mit der Erfahrung aber die Sitzposition ändert, sollten insbesondere Anfänger nach ein paar Monaten wiederkommen und nachjustieren lassen, sagt Josh.

4. Ob das Rad jetzt aber tatsächlich richtig eingestellt ist, sieht Josh erst mit Hilfe der 3D-Kameras. Um die Bewegungen möglichst genau zu erfassen, klebt er Dutzende kleine weiße Kugeln an meine Arme, Beine und Rücken. Wieder trete ich eine Zeitlang in die Pedale. Danach klebt er die weißen Kugeln an das Rad, damit auch dessen Maße exakt erfasst werden.

Am Ende der eineinhalbstündigen Session drückt mir Josh ein Protokoll mit ca. 20 Werten in die Hand. Dieses Papier soll mich vor falschen Radkäufen oder unbequemen Sätteln bewahren. Ich lerne: man kann doch recht viel falsch machen. Die richtige Rahmengröße allein, sagt noch relativ wenig darüber ob ich mich auf meinem Rad wohlfühlen werde.

Ein Interview mit Veletage-Boss Kurt Stefan und mehr Infos zur Bike-Fitting-Session von Magdalena Jöchler gibt es im Podcast „Reich durch Radeln“ zum Nachhören.

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