Bei der heurigen „Schokofahrt“ transportierten 70 Lastenradfahrende tausend Kilogramm Bio-Schokolade von Amsterdam in Geschäfte in 40 europäischen Städten. Eric Poscher-Mika war dabei. Hier sein Bericht.

Die Chocolatemakers in Amsterdam erzeugen Schokolade in Bio-Qualität und – dank Transport per Segelboot und Lastenrad – mit
minimalem ökologischen Fußabdruck.
Schmecken tut sie auch noch…

In den 1970er-Jahren bemühten sich gesellschaftspolitisch engagierte Menschen wie mein Vater darum, den Welthandel ein Stückchen gerechter zu machen: Dritte-Welt-Gruppen und die ersten Weltläden begannen, Kaffee zu verkaufen, um die Produzenten fair zu bezahlen. Die Qualität dieses Kaffees soll anfangs so gering gewesen sein, dass es großer Solidarität bedurft habe, ihn zu trinken. Inzwischen gibt‘s Fairtrade-Kaffee im Speisewagen und jedem Supermarkt und die Qualität kann sich sehen lassen.

Ungelöst bleiben in den meisten Fällen die ökologischen Probleme, die beim Transport exotischer Güter rund um den Globus entstehen. Die Schweröl-betriebenen Frachtschiffe auf den Ozeanen sind fahrende Umweltkatastrophen. Und wenn die Waren in Europas Häfen eingetroffen sind, werden sie mit dem Diesel-Lkw über den ganzen Kontinent verteilt.

Genau hier setzen die „Schokofahrten“ an: Eine dezentral organisierte, private Fahrradtour für den emissionsfreien Transport von Schokolade. Heuer zu Ostern, bei der dritten Auflage der Tour, waren bereits 70 Radfahrende im Einsatz, um auf ihren Transporträdern mehr als 1.000 Kilogramm feinste Schokolade in 40 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu bringen.

Ihren Ausgang nahm diese Aktion, als ich vor fünf Jahren erfuhr, dass ein Segelschiff alljährlich aus der Karibik Rum, Kakao- und Kaffeebohnen holt. Ich rief daraufhin „Rumfahren“ ins Leben, um diesen Seglern die Ehre zu erweisen und ihre Produkte auf den paar hundert letzten Meilen mit dem Transportrad zu den Abnehmern zu bringen. In der Folge vergrößerte und verselbstständigte sich die Idee.

Die dritte Schokofahrt nach Münster wurde als Staffel u.a. via Köln bis nach Dornbirn und Bludenz verlängert. Ich wollte auf der Tagesetappe von Ulm nach Dornbirn das Leih-Transportrad Fairvelo einem Test unterziehen. Fairvelo ist ein Cargobike-Sharing Angebot, das derzeit in Vorarlberg an den Start geht. Mit dem auf elegant, urbanes Dahingleiten ausgelegten Rad mit schwerer Holzkiste, 2-Gang Automatik-Nabe, Mittelmotor und 2 Akkus ließen sich die 130 Kilometer gut bewältigen. (Auch ohne vorheriges Training.)

Gewerbliche Transporträder im Alltag

Stellt sich die Frage, ob jetzt alle Waren nur noch mit dem Fahrrad transportiert werden sollen. Nicht unbedingt, aber die Schoko-Fahrten tragen jedenfalls dazu bei, die Möglichkeiten von Transporträdern aufzuzeigen und sie im gewerblichen wie privaten Alltag zu verankern. Nebeneffekt: Wer diese Schokolade isst, tut auch etwas für die Verkehrswende. 50 Cent von jeder Tafel fließen in Cargobike-Sharing Projekte.

Die „Fahrrad-Schoko“ ist derzeit in Österreich im Weltladen Bludenz, bei Klueckar und Vorradeln in Dornbirn sowie bei Bio Fitz in Lustenau erhältlich. Vielleicht gelingt es aber schon 2019, die Schokolade auch in die östlichen Bundesländer zu bringen? Freiwillige vor.

schokofahrt.de
fairvelo.org