Ein neuer Geh- und Radweg endet auf halber Strecke und entlässt die Nutzenden auf eine schnell befahrene Landstraße ohne Schutz. Ein Lehrstück über die strukturellen Schwächen regionaler Radwegeplanung.

Bericht: Andrej Felzcak, Foto: Daniel Wuttej.


Eigentlich ist es großartig: Im heurigen Oktober wird ein 600 Meter langer Geh- und Radweg ab Ortsende Rückersdorf (Gemeinde Sittersdorf) bis zur Grenze der Nachbargemeinde St. Kanzian offiziell eröffnet. Eine Unterschriftensammlung des Jugendfördervereins Rückersdorf und eine großzügige Kostenübernahme durch das Land Kärnten machten es möglich. Die Gemeinde zahlte nur Grundablöse und Material.

Lückenschluss fehlt

Leider hat der neue Radweg einen gravierenden Nachteil: Eine Weiterführung zur 600 Meter weit entfernten Nachbarortschaft St. Primus – und damit der Lückenschluss zum Klopeiner See – fehlt. Radfahrende oder Zufußgehende müssen auf die kurvige Landstraße, mit teilweise schlechter Sicht und Tempo-100. Die Strecke ist für den Radtourismus in der Seenregion und als Verbindung zwischen den überregionalen Radrouten Jauntalradweg (R1D) und Klopeinersee Radweg (R1F) sehr wichtig.

Sie wird zudem von der Bevölkerung per Rad oder zu Fuß für Alltagswege genützt. „Wir begrüßen die Errichtung des Teilstücks. Nun gilt es, die Fortsetzung der neuen Verbindung nach St. Primus voranzubringen“, sagt Daniel Wuttej, stellvertretender Obmann der Radlobby Kärnten. Erfreulicherweise findet sich der Lückenschluss inzwischen auf der Prioritätenliste von St. Kanzian. Die Planungen dafür sind bereits angelaufen.

Dieses Beispiel (mit hoffentlich bald glücklichem Ende) zeigt ein strukturelles Problem bei der Errichtung von Radinfrastruktur. Zuständig sind in erster Linie die Gemeinden. Ob, wann und in welcher Qualität Radverbindungen zustandekommen, ist abhängig von der Motivation und den Prioritäten der Gemeindevertretungen.

Diese Schwäche kann am besten durch ein klares Bekenntnis zum Radverkehr auf Landesebene und mit mehr Landeskompetenzen, kombiniert mit finanzieller und planerischer Unterstützung der Gemeinden, beseitigt werden.

 


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