Im Test: GPS-Ortungsgeräte gegen Fahrrad-Diebstahl
Wer es Fahrraddieben schwieriger machen möchte, kann sein Fahrrad mit einem Ortungsgerät versehen. Ein Produkttest.
Bericht: Mario Sedlak.
Im Jahr 2016 wurden in Österreich 27.465 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Gute Schlösser sind der wirksamste Diebstahlschutz, aber eine Garantie gibt es nie. Wenn das Rad weg ist, dann können versteckte Sender – sogenannte GPS-Tracker – Gold wert sein: Sie alarmieren bei Fahrrad-Diebstahl sofort den Besitzer und übermitteln danach laufend den aktuellen Standort des entwendeten Gefährts.
Mit diesen Informationen kann die Polizei das Rad suchen und sicherstellen. Einige deutsche Fernsehsender und Zeitschriften unternahmen Tests mit „Lockvogel“-Rädern, die sie schlecht oder gar nicht versperrt auf der Straße zurückließen. In den meisten Fällen war die Polizei in der Lage, die Fahrräder sicherzustellen.
Unübersichtlicher Markt
Der Markt von Ortungsgeräten ist allerdings nicht sehr übersichtlich. Produkte werden groß angekündigt und kommen dann nicht. Oder sie verschwinden bald nach ihrer Markteinführung wieder in der Versenkung. Der DRAHTESEL hat deshalb zwei Geräte ausführlich getestet, die schon seit einiger Zeit erhältlich sind. Beide Geräte werden mit Handy-App gesteuert – sie funktionieren gleichermaßen für Android- wie für iPhone-Nutzer. (Der Vollständigkeit halber haben wir auch weitere Geräte angeführt.)
Wie bei jeder Nutzung des Global Positioning Systems (GPS) üblich, kann es am Anfang ein paar Minuten dauern, bis eine Positionsbestimmung möglich ist. Außerdem kann es in Häuserschluchten durch Reflexionen zu einer größeren Ungenauigkeit kommen. Und die wichtigste Einschränkung: ohne Sichtkontakt zum Himmel – kein GPS-Signal!
Wenn am letzten Standort größere Häuser mit vielen Wohnungen sind, reicht GPS allein deshalb nicht aus, um das Rad wiederzubekommen. Die Polizei durchsucht Wohnungen nur dann, wenn es hinreichenden Verdacht gibt, dass sich das Diebesgut dort befindet.
VELOCATE VC ONE –Rücklicht mit gefinkeltem Zusatznutzen
Hier versteckt sich der Sender in einem großen Rücklicht, das auch wie ein ganz normales Rücklicht funktioniert. Über eine Handy-App wird das Gerät scharf gemacht. Auf einer Karte ist zu sehen, wo sich das Rad befindet. Als Vorteil ist zu werten, dass das Velocate VC one auch über den Nahbereichsfunk Bluetooth geortet werden kann. Die Reichweite entspricht ungefähr der eines WLAN-Senders – wird also etwa durch Stahlbetonwände reduziert. Aber mit etwas Glück reicht es aus, damit der Bestohlene der Polizei sagen kann, wo sein Rad ist. Außerdem kann über die App ein lautes akustisches Signal, ein Piepen, eingeschaltet werden. Wenn sich das Rad trotz allem nicht mehr orten lässt, besteht dennoch weiter Hoffnung: Sobald das Bike wieder benutzt wird, schlägt das Gerät erneut Alarm. Der Akku reicht ca. zwei Wochen und wird durch den Dynamo automatisch geladen.
+ ausgereiftes Produkt
+ kein manuelles Aufladen
+ gut getarnt
– lässt sich nur auf einem Gepäckträger korrekt montieren
– keine Ortung über Handynetz (wäre hilfreich, wenn GPS nicht empfangbar)
Preis: 199 Euro + 39 Euro/Jahr ab dem 2. Jahr oder 259,90 Euro für unbegrenzte Laufzeit
REXBIKE – Diebstahl-Sicherung plus Notrufsystem
Die GPS-Ortung mit Handy-App funktioniert hier ähnlich wie bei Velocate. Hingegen ist das Rexbike-Gerät nicht getarnt. Es wird als kleiner schwarzer Kasten (140×38×13 mm) sichtbar am Rahmen angeschraubt, z. B. unter dem Flaschenhalter. Spezialschrauben erschweren ein Abmontieren. Bei einem Praxistest des deutschen Fernsehsenders ZDF schöpfte der Dieb Verdacht und entfernte das Gerät mit Fußtritten.
Rexbike arbeitet auch als automatisches Notrufsystem: Wird das Rad nach einer Fahrt nicht mehr bewegt, fragt die Handy-App, ob alles ok ist. Wenn nicht darauf reagiert wird, könnte es sich um einen schweren Unfall handeln, und es wird automatisch eine zuvor definierte Telefonnummer per SMS verständigt (mit Link zum aktuellen Standort). Ansonsten ist die Funktion eine gute Erinnerung, wenn der Radfahrende vergessen hat, seinen Tracker scharf zu stellen.
+ mit Notrufsystem
– nicht getarnt
– zum Aufladen muss das Gerät leider alle ein bis zwei Wochen an die Steckdose
Preis: 165,90 Euro + 3,90 Euro/Monat
TRACKIMO
hat die Form einer Streichholzschachtel (40×47×17 mm).
Der Akku muss alle zwei bis vier Tage aufgeladen werden.
+ Ortung über Handynetz, wenn GPS nicht verfügbar
+ SOS-Taste
+ auch im Browser bedienbar (statt App)
– manuell aufzuladen
Preis: 89 Euro + 5 Euro/Monat ab dem 2. Jahr
SAR-MINI
ist so groß wie ein Schlüsselanhänger (61×44×16 mm) und kann einfach irgendwo am Fahrrad versteckt werden. Für Bastler gibt es das Produkt auch als Platine (printed circuit board, PCB), die mit der passenden Elektronik an das Bordnetz des Rads angeschlossen werden kann, damit das manuelle Aufladen entfällt.
+ Ortung über Handynetz, wenn GPS nicht verfügbar
+ Einbau im Rahmen möglich, wenn das Gerät nicht allseitig von Metall umgeben ist.
– Anschluss an die Fahrradelektrik ist nichts für Laien
Preis: 135,39 Euro + SIM-Karte
INCUTEX
Die Firma Incutex bietet verschiedene Tracker an, die wie SaR-Mini und Trackimo nicht speziell für Fahrradortung gemacht sind und daher regelmäßig aufgeladen werden müssen.
+ SOS-Taste
– manuell aufzuladen
– Kommunikation nur per SMS (keine App)
Preis: 64,80 Euro + SIM-Karte