E-Rennrad im Test: Orbea Gain M30
Rennrad-Bloggerin Nora Turner gewinnt damit kein Rennen.
Eigentlich wollte ich direkt von meinem E-Rennrad-Test berichten. Aber unter „uns” Rennradfahrenden gibt es kaum ein heißer diskutiertes Thema, als Räder mit elektrischer Unterstützung. Man sollte ja eigentlich meinen, dass es dem einen total egal ist, wie sich der andere auf dem Fahrrad fortbewegt. Doch da haben wir die Rechnung ohne jenen Teil der sportlich Ambitionierten gemacht, die nicht müde werden, gegen diese technischen Neuerungen zu wettern. Das sollte mich trotzdem nicht hindern, meiner Neugier freien Lauf zu lassen, und so durfte ich vor Kurzem ein Orbea Gain Test-Rad von Star Bike im 2. Bezirk abholen. Dieses wartet dort zum Ausprobieren auf jeden, der sich selbst überzeugen möchte. Vor mir steht eine schnittige, schwarze Rakete, die gleichzeitig sehr filigran aussieht. Klobige Akkus oder Fernbedienung sucht man vergeblich: Die zusätzlichen Watt verbergen sich unscheinbar im Unterrohr, der Motor fällt hinter der Bremsscheibe am Hinterrad kaum auf. Gewichtsmäßig ist es mit 14,5 Kilogramm aber beinahe doppelt so schwer wie mein eigenes Rennrad. Kein Problem, denn es kommt ja auch mit E-Power für 1.200 Höhenmeter (Angabe laut Hersteller) daher, welche sich mit einem zusätzlichen Akku im Trinkflaschen-Format sogar noch einmal deutlich erhöhen lässt. Die montierten Reifen sind 25 mm breit, der Rahmen bietet jedoch Platz für bis zu 33 mm.
Gewicht: 14,5 Kilogramm
Passend zum Bike-Test zeigt sich Wien von seiner föhnig-windigsten Seite und so zieht es mich auf die Wiener Donauinsel. Und ich muss grinsen: wie ein permanenter Rückenwind unterstützt der Motor jeden meiner Tritte in drei verschiedenen Stufen. Diese werden über einen im Oberrohr integrierten Knopf ganz einfach ausgewählt. Bei den Rampen, über die man vom Prater auf die wohl meist befahrene Trainingsstrecke in Wien kommt, spüre ich dann, wie der Motor so richtig anzieht. Mir schießt sofort in den Kopf, dass ich diese Einheit wohl aus den Besten-Listen auf dem sozialen Netzwerk Strava ausblenden muss, und beschließe stattdessen, gegen mich zu fahren.
Im letzten Jahr habe ich auf dem Cyclodrom ordentlich abgeräumt und in fünf Kriterien (Rennen um Punkte) hier den Wiener Cup gewonnen. Wie auch im Rennen beiße ich heute ordentlich rein, powere mich richtig aus – und brauche mit dem E-Rennrad knapp 30 Sekunden länger als mit meinem eigenen Flitzer für die einen Kilometer lange Runde. Das ist ein niederschmetterndes Ergebnis, oder doch nicht?
Der optimale Einsatz von diesem Rad ist, denke ich, eher nicht, um sich im Rennen aufs Podium zu schummeln, sondern um Trainings im Grundlagen-Bereich fahren zu können und sich auch von starkem Gegenwind nicht den Spaß verderben zu lassen. Oder aber auch, um sich nach einer Verletzung zu erholen, ohne auf die heiß geliebte Renn-Haltung am Rad zu verzichten. Vielleicht einfach, um mit seinen besser trainierten „Cycling-Buddies” mithalten zu können, ohne die ganze Zeit Windschatten zu lutschen.
Ich persönlich sitze lieber auf einem Rad ohne Zusatzantrieb und das dafür ein paar Kilogramm weniger auf die Waage bringt…
Testrad: starbike.at