Das Künstlerduo Mayo experimentiert mit Klängen aus Fahrrad-betriebenen Kassetten-Spielern. DRAHTESEL-Autorin Isabella Klebinger nahm an einem dieser „Cranked Tapes“-Workshops teil.


„Make cities loud again“ – mit diesem Aufruf lud das Künstlerduo MAYO alias Yoana Buzova und Matthias Hurtl in Kooperation mit Radperformance Vienna – einer interdisziplinär-künstlerischen Radkulturplattform – zu einem zweitägigen Selbstbauworkshop von “Cranked Tapes”. Die Fahrradmodule sind kurbelbetriebene, am Fahrrad befestigte Kassettenspieler (Walkmen) (montiert in einer Jausendose am Fahrradrahmen), die in Symbiose mit der Trittgeschwindigkeit dynamische Klänge erzeugen: Dabei bestimmt die Trittfrequenz die Abspielgeschwindigkeit, was zu eigenwilligen Klang-Effekten führt.

Zwei Abende lang schraubten, löteten und bastelten die Teilnehmenden im Kunstkanal Wien an den mobilen Soundmachines, die Klänge nicht nur abspielen, sondern auch aufnehmen können. Dafür gedacht, den urbanen Raum mit Klang zu erfüllen, bilden CRANKED TAPES eine Symbiose aus Boombox, Walkman und Fahrradinstrument, die MAYO im Sinne einer urbanen, „lauten“ Musikkultur neu verknüpfen und erforschen.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Kunstprojekt kam den beiden Kunstschaffenden im Zuge eines Aufenthaltes in Rotterdam, wo sie durch die Auseinandersetzung mit dem Werk Henri Lefebvres „Rhythmanalysis“ die Velo-Soundmachines für eine performative Stadttour entwickelten. Die Performance in Wien war Teil der Critical Mass (CM) am 20. Juli, die vom Schwarzenbergplatz in die Seestadt Aspern führte. Zusammen mit den Workshopteilnehmenden bespielten und begleiteten MAYO die CM in die Seestadt, wo sich das Projekt schließlich zu einer vielschichtigen Sound-Performance verdichtete: Auf einer Bühne erzeugten drei umgedrehte Fahrräder stationär und handgekurbelt Sounds, während im Publikum drei Räder Parcours fuhren und geschwindigkeitsabhängige Klänge erzeugten.

Dabei vermischten sich Sounds des hauseigenen Kassettenlabels der Artists mit verfremdeten Tönen von Schlager-Musikkassetten zu einer dichten Soundsphäre, die im letzten Sonnenlicht des dritten Freitages im Juli erklang. Den Hintergrund bildete die Seestadt mit ihrer halbfertig gebauten Großstadtsilhouette inklusive Baukräne und die lichtdurchfluteten Felder der Umgebung. Nach Sonnenuntergang endete der Abend mit einer Kurzfilmvorführung des Cycle Cinema Club mit Häppchen und Drinks vom Seestädter Fahrrad-Treff United In Cycling.

Fazit: Eine kulturträchtige CM, die zeigt wie vielseitig (urbane) Fahrradkultur sein kann und welches Potential im Fahrrad als Musikinstrument und Sprachrohr einer urbanen Kultur steckt.

MAYO: Yoana Buzova: oyoana.com
MAYO: Matthias Hurtl: randomaccessmemory.at

radperformance.wordpress.com
www.criticalmass.at
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