Mitte Mai 2020 wurde das Bauprogramm für den Radinfrastrukturausbau der Stadt Wien veröffentlicht. Was ist davon zu halten? Eine Analyse von Andrzej Felczak

Nachdem drei Jahre in Folge eine ehrgeizige Investitionsoffensive angekündigt worden war, die dann allerdings ausblieb, waren diesmal die Erwartungen bei Radfahrenden besonders groß. Wir präsentieren einige Highlights und ziehen Bilanz.

Lindengasse – Einbahnöffnung kommt

Die Lindengasse ist als Hauptradroute ausgewiesen – aber die Einbahn zwischen Andreasgasse und Neubaugasse verhindert das Radfahren stadteinwärts. Die sehr erfolgreiche Petition „Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr Lindengasse“, die von einem Anrainer eingebracht worden war, beförderte das Thema schließlich in den Wiener Gemeinderat. Weil auch die Bezirksvorstehung grünes Licht für die Einbahnöffnung gab, wird diese nun – anlässlich des Umbaus der direkt angrenzenden Neubaugasse Realität.

Wagramer Straße – Radweg wird verlegt und verbreitert

Zwischen UNO-City und Alter Donau ist dieser Teil der Rad-Langstrecke Nord nur als 1,8 Meter schmaler Zweirichtungsradweg ausgeführt. Er wird nun von der Häuserfront zur Allee verlegt, auf drei Meter verbreitert und die Qualität deutlich verbessert. Was noch fehlt, ist eine zweite Radverkehrsanlage entlang der östlichen Bebauungsseite und die beidseitige Weiterführung entlang der Wagramer Straße bis Kagraner Platz.

Breitenfurter Straße – beidseitige Einrichtungsradwege

Die Breitenfurter Straße ist in der Planung der Stadt Wien als Hauptradroute zwischen Meidling und Liesing vorgesehen. Bisher existierte sie allerdings nur auf dem Papier. Dank eines Neubauprojektes sollen nun auf 550 Metern beidseitige Einrichtungsradwege entstehen. Eine ausgezeichnete Vorlage für den Rest der Breitenfurter Straße.

Nordbahnstraße – zweiter Radweg vom Praterstern bis Taborstraße

Das Gebiet zwischen Nordbahnstraße und S-Bahn Hauptstrecke wird bebaut. Im Zuge dessen erhält die Nordbahnstraße einen neuen Zweirichtungsradweg auf der Ostseite mit hoher Qualität. Der Praterstern ist so mit der neuen Schützenden Kreuzung „Am Tabor“ verbunden. Die Radlobby Wien setzt sich für die Verlängerung des Radweges Richtung Norden bis zur Innstraße in der Brigittenau ein, um die Hauptradroute Dresdner Straße anzubinden.

Fahrradstraßen

2020 wird das Jahr der Fahrradstraßen, soviel ist sicher. Insgesamt vierzehn Fahrradstraßen und sechs fahrradfreundliche Straßen werden eingerichtet, in einigen Fällen mit baulichen Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung. Dieses Bündel an Verbesserungen ist ein konkretes Ergebnis des Masterplan Fahrradstraßen nach der Fahrradstraßen-Petition der Radlobby Wien.

Eine Auswahl:
2., Castellezgasse-Scherzergasse,
3., Fasanplatz / Joseph-Schmidt-Platz,
6., Mollardgasse von Eisvogelgasse bis Grabnergasse,
9., Borschkegasse von Währinger Gürtel bis Lazarettgasse,
11., Am Kanal von ONr. 15 bis ONr. 25, von Geystraße bis Lorystraße, Geiselbergstraße bis Zehetbauergasse und
14., Goldschlagstraße von Ameisgasse bis Amortgasse und Amortgasse bis Sturzgasse

Fazit

Die Liste der Projekte 2020 ist kein Bauprogramm einer Verkehrswende. Zwar werden einige Stellen verbessert, viele großen Lücken im Radverkehrsnetz sind jedoch wieder nicht dabei. Insgesamt sollen nur 4,5 Kilometer Radwege/Streifen geschaffen werden. Die sechs Kilometer Fahrradstraßen/fahrradfreundliche Straßen sind zwar ein erfreulicher Lichtblick, jedoch auf 20 kurze Teilstücke aufgeteilt.

radlobby.at/wien/bauprogramm2020