Drahtesel Tourenberichte

Über ehemalige Bahntrassen und durch die malerischen Herbstwälder des Waldviertels führt die neue Thayarunde. Mario Sedlak hat die Tour ausprobiert. Hier sein Bericht.

So viele Radfahrende hat das Waldviertel noch nie gesehen: Von Waidhofen an der Thaya bis Tschechien und von Raabs an der Thaya bis Göpfritz wurden 43 Kilometer alte Bahntrassen zu einem sehr flachen, asphaltierten Radweg umgebaut. Die Thayarunde erlaubt eine ungewohnt mühelose Fahrt durch diesen recht hügeligen Teil Niederösterreichs.

Wie der Lokalaugenschein zeigt, wird die komfortable Route sowohl von Alltags- als auch Freizeitradfahrenden bereits gut angenommen. Zusammen mit Verbindungswegen ergibt sich eine Runde von 111 Kilometern Länge. Genussradfahrende sollten hierfür ca. neun Stunden vorsehen.

Offizielle Eröffnung war im Juni 2017. Die Baukosten betrugen sieben Millionen Euro. Erwartet werden 25.000 Radfahrende pro Jahr, die dabei jährlich 1,3 Millionen Euro in die wirtschaftlich eher schwache Region bringen sollen.

Unterwegs wie ein Zug

Es macht Spaß, wie ein Zug auf einer privilegierten Strecke unterwegs zu sein. Nur an den Kreuzungen heißt es aufpassen und Vorrang geben. Die Schranken wurden leider abmontiert: Wie schön wäre es, wenn sie sich automatisch schließen würden, sobald sich Radfahrende nähern?

Ansonsten bleibt auf den ehemaligen Bahntrassen nichts zu wünschen übrig. Drei stärker befahrene Landesstraßen wurden mit Rad-Unterführungen versehen. Überdachte Raststationen laden zum Verweilen. Auch die Beschilderung ist vom Feinsten.

An die Vergangenheit erinnern die massiven Brücken, die für Radfahrende seltsam überdimensioniert wirken, und alte Stationsgebäude, die heute als Schutzhäuser dienen.

Des einen Freud, des anderen Leid

Das Einstellen regionaler Bahnverbindungen ist verkehrspolitisch äußerst problematisch. Bürgerinitiativen pochten auf die seit Jahrzehnten versprochene Revitalisierung der Thayatalbahn und verzögerten den Bau der Radroute um mindestens ein Jahr, berichtet Reinhard Deimel, Bürgermeister von Dobersberg und treibende Kraft bei der Verwirklichung der Thayarunde.

Auch die behördlichen Bewilligungsverfahren seien „anspruchsvoll“ gewesen, sodass vom Planungsbeginn 2011 bis zur Eröffnung sechs Jahre verstrichen.

Seit das Radprojekt fertig ist, gebe es kaum noch Kritik, berichtet Wilhelm-Christian Erasmus, der Tourismusverantwortliche der Region Thayaland: „Viele, die dagegen waren, sind nun begeisterte Radfahrende.“

 

Streckenbeschaffenheit

Aus Naturschutzgründen sind Verbindungswege teilweise nicht asphaltiert; kein Winterdienst.

Bahn

Einziger Bahnanschluss ist Göpfritz an der Wild. Busse, die als Ersatz für die aufgelassenen Bahnstrecken verkehren, nehmen keine Räder mit.

Der Bahnhof Slavonice ist nur für die Anreise aus Tschechien zu gebrauchen. Von Österreich aus ist er kaum in vernünftiger Zeit zu erreichen, schon gar nicht mit Radtransport.

Unterkünfte

In jedem größeren Ort.

thayarunde.eu