Velo-city Konferenz, Mobilitätsagentur, radfreundliche Straßen, gratis Radmitnahme in der U-Bahn, Radparaden: Einiges hat die rotgrüne Wiener Stadtregierung in der vergangenen Legislaturperiode unternommen, um Wien radfreundlicher zu machen. Wie steht es aber um die Politik in den Bezirken, denen die Stadtverfassung viel Einfluss auf die Gestaltung von Straßen einräumt? Anhand von zentralen Kennzahlen und lokaler Expertise hat die Radlobby Wien versucht, das sehr unterschiedliche Engagement der Bezirksvorstehenden für den Radverkehr sichtbar zu machen. Denn am 11. Oktober wählen die Wienerinnen und Wiener auch ihre Vertretung im Bezirk. Und im Bezirk zählen sie ganz besonders: Die Stimmen fürs Rad.
Online-Kampagne:
Stimme fürs Fahrrad Unter dem Titel „Stimme fürs Rad“ führt die Radlobby Wien eine Online-Kampagne durch, in der Wünsche der Wienerinnen und Wiener für die Verbesserung des Radfahrens in der Stadt gesammelt und das Feedback aller Bezirksparteien zu diesen Forderungen eingeholt werden. Alles Aktuelle dazu sowie ein Wählbarkeitsprofil für jeden Bezirk findet sich gesammelt auf stimmefuersrad.at
Das Engagement der Bezirksvorstehung für den Radverkehr hält sich in Grenzen. Die Alternativroute „Innenring“ durch Öffnung der Stubenbastei ist ein Lichtblick. Die geforderte Cityquerung durch die Habsburgergasse lässt weiterhin auf sich warten.
Wichtige Qualitätsverbesserungen entlang der zukünftigen Langstreckenrouten werden von der Bezirksvorstehung verzögert. Die stark befahrene Praterstraße braucht endlich breitere Radwege, um als Langstreckenverbindung zu taugen.
Mit Nachdruck von Seiten der lokalen Radgruppe wurden vom Bezirk viele Radabstellplätze errichtet und insgesamt 3,5 Kilometer Einbahnen geöffnet. Der Wunsch nach einer Fahrradstraße in der Neulinggasse blieb allerdings bis heute unerfüllt.
In der Operngasse wurde erstmals in Wien die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben. Weiterhin fehlt es an einer Lösung für die Argentinierstraße, als Teil der Langstrecke Süd.
Für die Entschärfung der Gefahrenstelle bei der U-Bahn Station Margaretengürtel erhielt der Bezirk die Goldene Speiche der Radlobby Wien. Die Umsetzung weiterer Radverkehrsmaßnahmen geht schleppend voran.
Positiv ist die flächendeckend geltende Tempo 30-Zone. Die Situation am Getreidemarkt und an der Linken Wienzeile ist für Radfahrende hingegen weiterhin miserabel.
Seit der Umgestaltung ist die Mariahilfer Straße attraktiver. Parallel dazu fehlt noch eine zügig befahrbare Alternativroute in West-Ost-Richtung.
Die größte Herausforderung sind Maßnahmen zur sicheren und attraktiven Führung des Radverkehrs im Mischverkehr. Vorschläge der lokalen Radgruppe zur Verbesserung der Situation wurden bisher nicht umgesetzt.
Gut: Die konsequente Öffnung von Einbahnen und die Errichtung von Radabstellanlagen. Aufholbedarf: Schmale Mehrzweckstreifen neben Parkspuren, wie etwa in der Nussdorfer Straße.
Vorschläge der lokalen Radgruppe zur Verbesserung der Radverkehrsbedingungen im Bezirk verhallen bisher ungehört. Realisierungschancen sind derzeit nicht in Sicht.
Ein Blick in das Bauprogramm zeigt, dass 2012 einiges umgesetzt wurde. Dennoch besteht großer Nachholbedarf, Radverkehrsinfrastruktur flächendeckend auszubauen.
Im Zuge der Sanierung der Meidlinger Hauptstraße wurde das Viertel rund um das Meidlinger Platzl für Radund Fußverkehr attraktiver gestaltet. Brennpunkt bleibt der stark durch alle Verkehrsarten genutzte Bereich um den Meidlinger Bahnhof.
Die Priorität in Hietzing liegt entlang des Wientalflusses. Jedoch sollte nicht auf Querverbindungen durch den Bezirk und Verdichtung der Radabstellanlagen vergessen werden.
Der Radweg Waidhausenstraße / Heinrich-Collin-Straße ist das Highlight der letzten Jahre. Nord-Süd-Verbindungen, Bahnunterführungen und andere Problemstellen bleiben ungelöst.
Die Goldschlagstraße wird nach und nach fit für eine radfreundliche Straße gemacht. Das Westbahnhofgelände stellt die größte Barriere dar. Im südlichen Teil sind kaum Einbahnen geöffnet.
Es wurden einige innovative Lösungen im Mischverkehr umgesetzt (z.B. Hasnerstraße, Haltestellenkaps). Die große Herausforderung liegt darin, sichere und attraktive Bedingungen für Radfahrende jeden Alters zu schaffen.
Seit Anfang 2015 wurden einige Einbahnen geöffnet. Die großen Herausforderungen, wie Verkehrsberuhigung im Zentrum und Lückenschlüsse (z.B. Alszeile), will der Bezirk künftig diskutieren.
Bis auf ein paar geöffnete Einbahnen ist kaum Radinfrastruktur vorhanden. Dass der Bezirk sich gegen das Parkpickerl ausgesprochen hat, verhindert die Realisierung notwendiger Querverbindungen durch den Bezirk.
Eine Strategie und Budget, um das Radfahren mit durchgehenden, sicheren Verbindungen auch für ungeübtere Radfahrende zu fördern, fehlt. Erfreulich ist die kürzlich erfolgte Öffnung von Einbahnen.
Nach langem Ringen mit dem Bezirk wurde dieses Frühjahr in der Wasnergasse die Radwegbenutzungspfl icht aufgehoben. Weitere Verbesserungsmaßnahmen sind schwer durchsetzbar.
Was fehlt, sind sowohl Verbindungen zwischen den historischen Zentren im Bezirk als auch sichere durchgehende Radrouten entlang der großen Durchfahrtsstraßen.
In der Donaustadt besteht seit Jahren ein vorbildlich gutes Klima zwischen Radlobby und Bezirksvorstehung. Durch regelmäßigen persönlichen Kontakt ist das Bewusstsein für Radverkehr sehr hoch, und es können viele Lösungen gemeinsam erarbeitet werden.
Vorschläge der lokalen Radgruppe werden schnell umgesetzt. Allerdings nur, wenn diese geringe Auswirkungen auf den Autoverkehr haben.