Viele Menschen in Österreich organisieren Hilfe für Asylwerbende. Mit Fahrkursen, Reparatur-Workshops und gespendeten Fahrrädern

RUNDSCHAU: Gerhard Fischer, Omo Lisboa, Andrea Siegl, Paul Weber

Radfahren befreit die Gedanken, Radfahren verbindet, Radfahren ermöglicht es, selbstbestimmt mobil zu sein und sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Für Asylsuchende ist es oft die einzige Möglichkeit, weitere Strecken zurückzulegen. Zugleich ist das Fahrrad das ideale Vehikel, um Kontakte zwischen Neuankömmlingen und Ortsansässigen herzustellen. Das wiederum verbessert das Verständnis zwischen den Kulturen und hilft bei der Integration. Hier einige Beispiele, wie Radfahrende in Österreich helfen.

In Wien
Die Radlobby Wien plant, minderjährige Flüchtlinge durch Fahrradspenden, gemeinsames, geselliges Reparieren und die Vermittlung von Radfahrkompetenz zu unterstützen. In Vorbereitung sind Kurse – unter anderen im Haus Ottakring, wo der Samariterbund unbegleitete minderjährige Mädchen und Burschen betreut. Um das Projekt zu realisieren, bittet die Radlobby Wien um finanzielle Unterstützung:

Volksbank Wien
IBAN: AT57 4300 0414 0008 9003
Zahlungsreferenz „Radlobby hilft“

Auch Radspenden sind willkommen. Ebenso wie Menschen, die bei den Reparaturtagen anpacken oder übersetzen können. Alle Details unter radlobby.at/wien/radlobby-hilft

Das Projekt „IntegRADsion“ der Wiener Arabistik-Studentin Anna Eder verbindet Asylwerbende und sogenannte Radpaten. Geflüchtete Menschen und interessierte Personen können sich über die Homepage melden. IntegRADsion schließt sie sodann zusammen. Entweder bringt der Pate bereits ein Fahrrad mit, oder es wird eines über Spenden aufgetrieben und gegebenenfalls mit Hilfe kooperierender Werkstätten repariert. Derzeit ist IntegRADsion in Winterpause. Ab Frühling werden wieder Patenschaften und Radspenden entgegen genommen. Wer überzählige Fahrräder oder Radzubehör spenden möchte, kann dies auch bei der Diakonie, den Kinderfreunden oder bei Ute Bock tun.

In Salzburg
In Salzburg geht die Studentin Veronika Wintersteller in die Flüchtlingsquartiere, um Deutsch zu unterrichten und Fahrräder zu verteilen, die sie zuvor im Bekanntenkreis besorgt hat. In Neumarkt vermittelt die Gemeinde Fundräder an die Flüchtlinge. In Saalfelden kümmert sich die Aktive Christine Enzinger um Asylwerbende. Die Radlobby unterstützt sie dabei, Fahrrad-Kurse zu organisieren. Hilfe kommt auch über soziale Medien: Die Facebook-Gruppe Fahrräder für Flüchtlinge in Salzburg hat bereits mehr als 470 Mitglieder. Auch Rio Mäuerle nimmt bei seinem BikeCafé Radspenden entgegen:
rio-moves.at/bikecafe.html
radlobby.at/salzburg/radspenden

In Oberösterreich
In Oberösterreich ist die Bike Kitchen Linz aktiv. Die Non-Profit-Selbsthilfewerkstatt sammelte und reparierte Fahrräder für Menschen auf der Flucht. In Ottensheim verlegte die ortsansässige Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt ihren Standort kurzfristig sogar auf das Gelände der dortigen Notunterkunft. Das Resultat: Schon fast jeder Flüchtling wurde mit einem Fahrrad mobil gemacht. Besonders aktiv: die Radfahrenden in Steyregg. Durch Spenden wurden innerhalb kürzester Zeit alle erwachsenen Asylwerbenden mit gebrauchten Rädern ausgestattet. Die Radlobby Steyregg startete das Projekt „Hilfe zur Selbsthilfe“. Zwei technisch versierte Asylwerber übernahmen die Aufgabe, die von der Radlobby gelieferten Reifen, Reflektoren und Lichter einzubauen. Für jugendliche Asylwerbende gibt es Verkehrsunterricht. In Tirol Die Tiroler Repair-Cafés–Selbsthilfe-Werkstätten, wo Menschen unter Anleitung sachkundiger Experten und Expertinnen defekte Gegenstände reparieren können – bieten Flüchtlingen ein Betätigungsfeld. Gesucht werden u.a. Menschen, die gerne an Fahrrädern basteln: „Wir laden Flüchtlinge herzlich ein mitzuarbeiten“, heißt es auf der Website: „Jede geschickte Hand ist willkommen. Wir bieten VIEL Arbeit, aber auch ein nettes Miteinander und ein Essen.“
repaircafe-tirol.at