Entscheidungshilfe zur Wahl des richtigen Kinderfahrrades gibt DRAHTESEL-Fahrradtechnik-Experte Andreas Röderer.

Andreas Röderer, Fahrrad-Mechaniker und Technik-Experte

Aller Anfang ist schwer. Das betraf früher sowohl den Eintritt in die wackelige Welt des Zweirads, als auch das klassische Kinderfahrrad: Dieses übertraf meist ohne weiteres das halbe Körpergewicht des Kindes und war häufig recht unpraktisch. Aber diese Zeiten sind Geschichte – ebenso wie die völlig überflüssigen Stützräder.

Der Einstieg

Ein Laufrad ist fürs Erlernen des Radfahrens am besten geeignet. Damit gelingt der Übergang vom Gehen zum Balancieren, Steuern und Rollen ganz natürlich, und es kann oft schon lang vor dem zweiten Geburtstag losgehen. Eine Handbremse fürs Hinterrad ist empfehlenswert und bereitet noch besser aufs richtige Radeln vor.

Kindgerechte Radgeometrie

Für sichere Fahrt und gutes Gleichgewicht sollte ein Kinderrad einen besonders stabilen Geradeauslauf haben. Eine Begrenzung des Lenkeinschlags hilft bei den Kleinsten, Stürze über ein quergestelltes Vorderrad zu vermeiden. Ein tiefes Tretlager und – der Beinlänge angepasst – kurze Kurbeln erleichtern es den Kleinen, den Boden zu erreichen und verbessern die Schwerpunktslage. Der Rahmen sollte auch so weit abgesenkt sein, dass das Kind problemlos über dem Rad stehen kann.

Ein relativ zum Sattel sehr hoher Lenker bringt eine aufrechte Sitzhaltung, mit der sich gerade am Anfang leichter die Balance und Übersicht bewahren lässt.

Ergonomische Ausstattung

Alle Kontaktpunkte mit dem Fahrrad müssen der Größe des Kindes entsprechen: Sattel, Pedale und vor allem Griffe und Lenker für kleine Hände. Die Bremsgriffe sollten in der Reichweite verstellbar und gut auf eine geringe Handkraft abgestimmt sein.

Für die erste Lernphase sind Ein-Gang-Räder ohne Rücktrittbremse zu empfehlen. Damit lassen sich die Pedale leichter ausrichten und die erreichbare Geschwindigkeit ist noch elternkompatibel.

Später ermöglichen Kettenschaltungen mit Drehschaltgriffen eine intuitiv und ergonomisch gut bedienbare Erweiterung des Aktionsradius. Sie wiegen zudem weniger als Nabenschaltungen.

Etwas breitere Reifen mit Kombiprofil für On- und Offroad sind eine gute Wahl.

Ein „nacktes“ Kinderrad ist natürlich am leichtesten, aber die Alltags- und Tourentauglichkeit sollte sich mit gut kompatiblen Kotschützern, Gepäckträgern, Ständern und Lichtanlagen einfach erweitern lassen.

Größe und Qualität

Gerade fürs Erlernen des Radfahrens ist die richtige Größe und ein möglichst geringes Gewicht des Fahrrades wichtig. Aber auch später sollte man unbedingt das passende Rad kaufen und nicht aufs Reinwachsen vertrauen – zu große Räder gehen zu Lasten der Sicherheit, sind unnötig schwer und machen keinen Spaß. Ausprobieren im Fachhandel ist jedenfalls empfehlenswert, weil die Proportionen und Fähigkeiten auch bei gleichaltrigen Kindern recht unterschiedlich sein können.

Leichtbau ist teuer und erfordert bessere Materialien und Verarbeitung, sorgt aber für größere Langlebigkeit. Gute Hersteller achten auch besonders auf die Schadstofffreiheit aller verwendeten Kunststoff- und Gummiteile.

Hochwertige Kinderräder, die durchschnittlich zwei bis drei Jahre passen, können danach meist noch zu sehr guten Preisen via Internet verkauft, für die nächste Größe in Zahlung oder an kleinere Geschwister weitergegeben werden.